Das Ende eines Lkw – oder – vom SK1735 durch die Hölle in den Himmel
Diese Geschichte aus dem Fahrerhaus gibt’s, wie schon der Titel erahnen lässt, in mehreren Teilen. Für einen Teil wäre es einfach zu lang.
Mein 1735 hatte als ich ihn beim Firmeneintritt in die Hände bekam etwa 1,4 Millionen Kilometer. Ja, mit dem ersten Motor und dem ersten Getriebe. Insofern war absehbar, das er irgendwann das zeitliche segnen würde. Etwa ein Jahr lang fuhr ich ihn ohne Probleme und ohne außerplanmäßige Werkstattaufenthalte.
Allerdings fing er dann an manchmal etwas wärmer zu werden, der Kühlwasserstand war jedoch noch im normalen Bereich. Das änderte sich ausgerechnet an dem Wochenende, an dem ich für unsere Pfarreijugend das Material zum alljährlichen Zeltlager fuhr.
Geplant war eigentlich, das Material am Freitag Vormittag zu laden und direkt im Anschluss auf den Zeltlagerplatz zu fahren. Tja, erstens kommt es anders und zweitens als man denkt, im Lauf den Donnerstags kam noch eine dringende Fahrt für Freitag früh rein. Dummerweise brauchte ich dabei unbedingt die Hebebühne, ging also nur auf der Maschine. Ergo umplanen, Donnerstagmittag den Zeltlagerleiter anrufen, und Bescheid geben, das wir schon Donnerstagabend laden müssen, und das auch noch auf den Anhänger.
Ich ahnte schon, das dies, speziell bei unserem Fahrtziel, zu Problemen führt, schließlich wollten wir zur Schutterquelle auf der Gemarkung Schutterwald im Schwarzwald.
Die Anfahrt war nur über Schweighausen (Wegpunkt „C“), möglich. Ab hier ging es dann entlang der von mir eingezeichneten roten Linie auf zunächst noch Asphaltierten Straßen, welche aber grade mal so breit wie der Lkw waren. Etwa der letzte Kilometer war dann allerdings ein Feldweg, so richtig schön mit Grünstreifen in der Mitte...
Aber bleiben wir in der Reihenfolge. Das spontan vorgezogene Laden am Donnerstagabend klappte, wenn auch mit ein paar Leuten weniger, so konnte ich am späten Freitagvormittag den vorgeladenen Anhänger holen und mich auf den Weg machen. Bis zum Wegpunkt „B“ hatte ich keinerlei Probleme. Zwischen „B“ und „C“ nutzte ich, abweichend vom Bild des Routenplaners die gelb markierte L103, welche nicht ganz so eben ist, wie es hier aussieht. Ausgerechnet hier passierte es, mein Motor lief heiß! Also rechts ran und Warnblinker. Glücklicherweise war ich gerade in einem ganz leichten Gefälle, so konnte ich noch so weit rollen, das die Kabine, und somit auch der Motor, im Schatten standen. Um ein wenig mehr Luft ranzulassen öffnete ich auch gleich die Motorraumklappe (ja, ich weiß, am effektivsten zur Wärmeableitung wäre es gewesen, das Fahrerhaus zu kippen, aber Ende der Woche lag da immer so viel rum... ...auf gut deutsch, ich war zu faul dazu... ). Mit einem leeren Kanister holte ich mir dann erstmal am Bach im Talgrund ein paar Liter Wasser. Mit dem Schutz des Arbeitshandschuhs, ganz vorsichtig und mit abgewendetem Körper, schraubte ich dann den Kühler auf um das Wasser nachzufüllen. Anschliessend wartete ich noch ein wenig, damit sich das Wasser im System von der Temperatur einander angleichen konnte. Und man glaubt es kaum, obwohl ich fast eine Stunde stand, kamen nur zwei Autos vorbei und beide hielten an um zu fragen, ob ich Hilfe brauche!
Nun gings also, mit etwas Verspätung weiter. Als ich nun in Schweighausen mit meinem 18,50 Meter-Zug von der Landesstraße in Richtung Schutterquelle abbog, erntete ich erstmal zwei ganz entsetzte Gesichter, verbunden mit einem Viehändigen hektischen Wedeln. Ich hielt also an und machte zur besseren Verständigung den Motor aus, die Scheibe war sowieso aufgrund der hohen Temperatur schon ganz unten. Die beiden älteren Damen die mit ihren Hundchen unterwegs waren, fingen nun natürlich gleichzeitig an zu reden, allerdings im tiefsten Schwarzwälderisch, bei dem selbst ich manchmal Probleme habe es zu verstehen... Ich filterte so etwas heraus wie „da können Sie nicht rein, da geht’s nur in den Wald, da kommen Sie nirgends hin“. In mich hineingrinsend antwortete ich, das ich Material für das Zeltlager an der Schutterquelle transportiere. Die beiden erstarrten fast vor Ehrfurcht und meinten nur das ich dann goldrichtig sei.
Also Lkw wieder an, zweimal kurz zum Gruß auf die Hupe, als Antwort kam ein Bellkonzert der Hunde . Ich fuhr also weiter und kam nun schon recht nah an mein Ziel, erst kurz vor dem letzten Bauernhof bevor es auf den Feldweg ging kam eine starke Steigung die ich mit leerer Maschine und beladenem Anhänger einfach nicht schaffte. Ich wußte das ich schlicht und einfach Gewicht auf der Achse brauche um mehr Anpressdruck zu haben und somit mehr Kraft auf die Straße übertragen zu können. Nur, wo sollte ich mitten im Schwarzwald Gewicht hernehmen? Die rettende Idee: zum Aufbau des Zeltlagers waren etwa 15 bis 20, so genau wußte ich das gar nicht, Leute schon oben an der Schutterquelle. Flugs den Lagerleiter angerufen, die knapp 20 Leute in EINEN VW-Bus gepackt und runter zu mir . Ich bereitete schon alles vor, auf gut deutsch, ich stellte die Hebebühne waagerecht und zum leichteren erklettern so weit runter wie das mit angekuppeltem Anhänger möglich war. Kaum waren die Leutchen bei mir angekommen erkärte ich erstmal den Plan. Alle auf die Ladefläche der Maschine, dann Hebebühne so weit hoch, das ich wieder fahren kann und trotzdem noch etwas Licht auf die Ladefläche fällt, danach alle so weit wie irgend möglich ins Heck und GANZ WICHTIG: Hinsetzen!
Als alle platziert waren gings rückwärts die Steigung wieder runter um in der Ebene noch ein klein wenig Schwung zu holen. Und siehe da, der Plan ging auf, wir bewältigten die Steigung unter lauten „Hey, Hey, Hey, Hey, Hey“ Rufen von der Ladefläche. Ich hatte mit meinen Mitfahrern vereinbart, das ich gleich bis zum Lagerplatz durchziehe, also ging weiter und kaum 200 Meter nach dem letzten Hof hieß es auf den Feldweg abbiegen. Etwa auf der Hälfte des Feldwegs ging es dann trotz der „Beiladung“ auch hier nicht mehr weiter, es fehlte einfach an Traktion. Manchmal braucht man einfach auch ein wenig Glück, auf der Wiese nebenan war gerade der Bauer am Mähen, der uns die Wiese an der Schutterquelle für das Zeltlager vermietet hatte. Als der uns da in der Steigung stehen sah kam er sobald er seine Bahn fertig gemäht hatte zu uns rüber. Nachdem ich ihm geschildert hatte woran es hängt grinste er nur und meinte er hätte das schon geahnt, er vermiete die Wiese ja schon länger und genau da wo wir gerade stehen, hätte er schon mindestens zehn andere Lkw unterstützt. Sprachs, ging zu seinem Trekker, kuppelte das Mähwerk ab und holte eine am Waldrand bereitliegende Abschleppstange . Die letzten etwa 400 Meter gings also mit Treckerunterstützung auf den Lagerplatz.
Nun kennt ihr also den ersten Teil meines Abschieds vom SK1735. Wer genauer nachschauen will wo ich da genau war und welche Route ich gefahren bin, die Schutterquelle ist witzigerweise in den Routenplanern hinterlegt und die Straße von Schweighausen Richtung Schutterquelle nennt sich „Loh“. Auch den Feldweg erkennt man bei entsprechender Zoomstufe recht gut.
Im nächsten Teil fahr ich dann vom Schwarzwald in den Spreewald.
Ich hatte auch mal ein schönes Bild von meinem Lkw das genau auf dieser Wiese entstand, seit unserem letzten Umzug vermisse ich das allerdings. Falls ich es noch finde liefere ich nach.