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letzter Beitrag von dennisda am

Besteht kein Fahrer Mangel ?

  • Grüßt euch,


    Eins muss ich ja vorweg sagen, die Videos sind einfach genial :-D


    aber eine Frage beschäftigt mich seit Jahren.


    Die Medien und Speditionen berichten das es in Deutschland keine Fahrer gibt. Ich bezweifle es sehr. Kurz vorweg. Bin mit Lkw's aufgewachsen, durch mein Vater. Möchte auch sehr gerne auf die Straße.
    Bin mittlerweile 32 Jahre jung und habe leider nur den PKW Führerschein.


    War lange Arbeitslos und versuchte mit Hilfe des Jobcenters eine Umschulung zum BKF zu bekommen. Erstmal musste ich diesen Blöden Test bei denen machen , damit die sehen können ob ich es auch schaffe, vom schulischen her.
    Den habe ich natürlich bestanden. Dann musste ich noch eine AGH nach der anderen machen und im Endeffekt ohne Resultat.


    Okay, kann man wohl nichts machen, da man ja keinen Anspruch drauf hat. Aber bin ja nicht dumm und seit Jahren schreibe ich Bewerbungen an Speditionen. Von 100 Bewerbungen bekomme ich im Schnitt 1-2 Antworten und dann noch absagen.
    Es wollen alle fertige Fahrer haben. Am besten nichts investieren aber schreien das Sie keine Fahrer finden, dabei sollte man doch froh sein das es noch Leute gibt die es nur zu gerne wollen. Selbst Finanzieren ist für mich, so gut wie unmöglich.



    Seit Mitte 2015 habe ich einen Job in einem Lager, der mir überhaupt kein Spaß macht und möchte auch weg, auf die Straße :-)


    Daher würde mich mal interessieren, was Ihr für Erfahrungen gemacht habt, gibt es noch Speditionen die einem was ermöglichen ? Wie seht Ihr das mit dem Fahrermangel ?


    Gruß
    Dennis

  • Jein. Also teilweise gibt es wirklich einen Fahrermangel. Aber den machen sich meiner Meinung nach die Unternehmen selber. Eben durch obig aufgeführtes. Sie wollen fertige BKF's mit am besten noch x Jahren Berufserfahrung.


    Interessenten an einer Ausbildung als BKF fehlen teils wirklich. Ich bin bei uns z.B. der einzige, wo eig so 4-5 normal wären.

  • Zunächst Herzlich willkommen im Forum dennisda.


    Zum Thema Fahrermangel denke ich, das wir einen beginnenden Fahrermangel bei deutschen Speditionen haben, welcher sich in den nächsten 15 bis 20 Jahren extrem verstärken wird wenn nicht sofort gegengesteuert wird.
    Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen haben manche Speditionen immer noch nicht kapiert, das es auf Dauer gesehen kontraproduktiv ist immer mehr Fahrzeuge in Richtung Südosteuropa auszuflaggen, da sich die deutschen Speditionen ihre Konkurrenz selbst züchten. Denn über kurz oder lang werden Speditionen aus Ländern in die jetzt ausgelagert wird in den Westeuropäischen Markt drängen, und dies mit eigenen Fahrzeugen und extrem niedrigen Fahrerlöhnen.
    Eine recht große Gruppe wird in den nächsten circa 15 Jahren wegfallen, und zwar die Gruppe all derer, die ihren Lkw-Führerschein bei der Bundeswehr gemacht haben und diesen anschließend für privat umschreiben ließen. Dies betrifft viele aus der Altersgruppe 50+, danach wurden Bundeswehrführerscheine seltener bzw. konnten nur noch gemacht werden, wenn man sich für längere Zeit verpflichtete. Diese Gruppe gehört zwar nicht zu den ausgebildeten BKF, zum Großteil hatte dieser Personenkreis jedoch die Möglichkeit im Lauf der Zeit die fünf Fortbildungsmodule und auch die Gefahrgutscheine zu erwerben.
    Eine weitere, ebenfalls recht große Gruppe wäre altersmäßig zwar nach der "Bundeswehrgruppe" dran, allerdings wurde der Wegfall dieser Gruppe unter anderem durch Einführung der Lkw-Maut beschleunigt. Denn mit dem alten "Dreier", den auch ich 1990 gemacht habe, durften Fahrzeugkombinationen bis zu 17,5 Tonnen gefahren werden. Diese Kombinationen sieht man jedoch seit Einführung der Lkw-Maut immer weniger, da sie sich schlicht nicht mehr rentieren. So wurden z.B. in der Spedition bei der ich als letztes fuhr die Kombis für den Dämmstofftransport von 17,5 Tonnen auf 12 Tonnen geändert, da die Lkw-Maut zunächst (bis Oktober 2015) nur für Lkw und Lkw-Kombinationen über 12 Tonnen galt. Inzwischen wurde diese Grenze ja auf 7,5 Tonnen gesenkt.
    Zu dieser Gruppe gehören alle, die ihren Pkw-Führerschein vor dem 31. Dezember 1998 erworben haben. Ab 01. Januar 1999 galt die neue Regelung mit der Begrenzung der Pkw-Fahrerlaubnis auf maximal 3,5 Tonnen.


    Weitere große Probleme, die den Fahrermangel noch verstärken werden sind die fast in der kompletten Branche sehr niedrigen Löhne, die langen Arbeitszeiten, die langen Abwesenheitszeiten von zu Hause (zum Teil auch über Wochenenden), das allgemein schlechte Image der gesamten Branche und des Berufsstandes des Lkw-Fahrers im besonderen, sowie die eingeschränkten Zugangsmöglichkeiten zum Beruf. Dies ist, wie von meinen Vorschreibern schon erwähnt, ein teilweise hausgemachtes Problem. Jahrelang verlies sich die Branche zum Großteil auf die von mir oben erwähnten Gruppen, junge BKF wurden in dieser Zeit so gut wie gar nicht ausgebildet. Vorteil für die Speditionen war natürlich, das sie sich zum einen die Ausbildungskosten sparten (da auch häufig Zusatzqualifikationen wie Gefahrgutscheine oder der gute alte Staplerschein von den Fahrern selbst finanziert werden mussten), zum anderen galten die Fahrer somit nicht als Berufsstand im eigentlichen Sinn, sondern waren im Endeffekt angelernte Hilfskräfte (Tarifvertraglich gesehen) welche entsprechend weniger verdienten.
    Inzwischen haben wir die Situation, das kleinere Speditionen es sich häufig nicht leisten können BKF auszubilden und selbst die paar Speditionen die dies tun Probleme haben genügend Anwärter zu finden. Diese Gesamtsituation sollte, meiner Ansicht nach, schnellstens von Verbandsseite her angegangen werden, da ich nicht daran glaube das der kombinierte Ladungsverkehr Straße-Schiene-Wasser, so ausgebaut wird, das wir fast nur noch Nahverkehrsfahrer brauchen. Ebensowenig glaube ich, das autonom fahrende Lkw die komplett ohne Fahrer auskommen in den nächsten 30 bis 40 Jahren Serienreife erreichen werden.


    Speziell in Deinem Fall @dennisda wird noch das Altersproblem dazukommen. Damals wollte ich das auch nicht glauben, aber auch ich wollte mit Mitte 30 eine zweite Ausbildung machen, da ich in meinem erlernten Beruf keinerlei Chancen für mich sah und es auch im Fahrerbereich nicht so lief wie gedacht. Leider bekam ich zu hören das ich aus Alters- und Erfahrungsgründen nicht genommen werden könne, so eine Ausbildung würde mich doch in weiten Teilen langweilen, da ich das erforderliche Wissen bereits erworben habe. Das Altersproblem wird spätestens ab Ende 30 auch beim normalen Arbeitsstellenwechsel zum Problem.

    Ich bin wie ich bin

    die einen kennen mich

    die anderen können mich....

    Gaston, Kult-Modellbauer im Miniatur Wunderland, Hamburg .

  • Das ist ja alles Plausible, jedenfalls das mit dem Alter aber das trifft glaube ich jede Branche.
    Das mit den Osteuropäischen sehe ich ja täglich auf der Arbeit, da kommen Fahrer zu 90% aus Polen...



    Eine Ausbildung habe ich keine .. Mal eine Angefangen jedoch wurde die beidseitig aufgehoben wegen längere Krankheit...
    Habe die Tage mal zwei Bildungseinrichtungen / Fahrschulen angeschrieben, die auch vermitteln, mal gucken ob was von denen kommt :-)

  • Es besteht wahrscheinlich IMMER ein Fahrermangel, denn der Logistikmarkt wächst ja auch stetig weiter. Wie man sehen kann, bieten Firmen extra Deutschkurse an, wäre kein Fahrermangel, würden sie wahrscheinlich nur die nehmen, mit denen sie die „wenigste Arbeit" hätten...

  • Da ist ja dann die Sache .. Es wird vom Amt übernommen. Stehe auch mit zwei "Akademien" in Kontakt und beide Sagen, ich muss Arbeitslos sein !
    Wenn ich es wäre, habe ich immer noch keine Garantie, das die auch die Kosten übernehmen, da es eine KannLeistung ist und von daher Freiwillig.

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